Es ist Großes, was die Mutter da von ihrem Sohn, König Lemuel, fordert. Bier und Wein sowie den Verkehr mit Frauen hat sie ihm schon verboten – und jetzt auch noch das: Lemuel soll sich um all die Schwachen kümmern, die in Elend und Armut leben. All jenen, die sich nicht selbst helfen können, soll er ihr Recht verschaffen. Lemuel befindet sich in einer machtvollen Position, damit trägt er eine große Verantwortung.
In der heutigen Zeit sind Könige zur Seltenheit geworden. Nicht auf einer Person liegt nunmehr die Verantwortung, sondern auf jedem Einzelnen. Demokratie bedeutet allerdings nicht, dass wir in Deutschland 82 Millionen Königinnen und Könige haben. Demokratie ist mehr, als einmal in vier Jahren seine Stimme abzugeben. Demokratie bedeutet auch, seine Stimme zu erheben: gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Ungleichheit.
Auch als Christinnen und Christen tragen wir Verantwortung. Gegenüber Menschen, die hungern. Gegenüber Menschen, die in Kriegen sterben. Gegenüber Menschen, die auf der Flucht sind, in Flüchtlingslagern ausharren oder im Mittelmeer ertrinken. Denn das Gebot der Nächstenliebe endet nicht an den Grenzen von Ländern, Religionen oder Kulturen. Es gilt universal. Am Ende müssen wir Rechenschaft abgeben für unsere Taten und für das, was wir unterlassen haben. In dieser Verantwortung stehen wir gegenüber uns selbst wie auch gegenüber unseren Mitmenschen. Und am Ende auch gegenüber Gott.
Detlef Schneider