Sa, 20.01.2024Rund 17.000 Menschen bei Kundgebung gegen Rechtsextremismus in Oldenburg
Als Vertreterin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg betonte die Oldenburger Pfarrerin Anja Kramer in ihrer Rede auf der Kundgebung, sie stehe im Namen der oldenburgischen Kirche für eine solidarische, weltoffene und bunte Gesellschaft. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Aufruf zur Kundgebung gegen Rechtsextremismus in Oldenburg am 20. Januar 2024 in Oldenburg. Grafik: Bündnis gegen Rechtsextremismus in Oldenburg
Alle Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Tausende Menschen demonstrierten friedlich in Oldenburg gegen Rechtsextremismus.
An der Kundgebung nahmen auch teil Bischof Thomas Adomeit (Mitte), der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (re.) und Polizeipräsident Johann Kühme (li.).
Unter dem Motto: „Alle auf die Straße! – Kundgebung gegen Rechtsextremismus“ demonstrierten am Samstag, 20. Januar, rund 17.000 Menschen in Oldenburg gegen den zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland. Aufgerufen zu der Kundgebung auf dem Oldenburger Schlosspatz hatte ein Bündnis aus Kirchen, Gewerkschaften, Vereinen, Institutionen und Parteien.
An der Kundgebung nahmen auch teil Bischof Thomas Adomeit, der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Polizeipräsident Johann Kühme.
Als Vertreterin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg betonte die Oldenburger Pfarrerin Anja Kramer in ihrer Rede auf der Kundgebung, sie stehe im Namen der oldenburgischen Kirche für eine solidarische, weltoffene und bunte Gesellschaft. „Es ist höchste Zeit, die Stimme zu erheben, einzustehen für ein vielfältiges, demokratisches Deutschland in einem weltoffenen Europa, in einer gerechten Welt“, so die Diakoniepfarrerin der Ev.-luth. Kirchenkreises Oldenburg Stadt.
Weiterhin sagte Kramer: „Wir als Kirchen sind selbstverständlich dabei. Denn christlicher Glaube fragt nicht danach, welche Nationalität oder Herkunft jemand hat, welches Geschlecht: christlicher Glaube eint gerade unterschiedliche Menschen. Wir als Kirchen stellen uns deutlich gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit; wir stehen Hand in Hand mit jüdischen und muslimischen Menschen in Deutschland. Wir stehen für den Schutz von Geflüchteten und praktizieren den auch aktiv. Wir stellen uns gegen jede Form von Rassismus.“
Es sei höchste Zeit, die Stimme zu erheben, wenn das Gedankengut der AfD Einzug halte in die Programme der anderen Parteien, so Pfarrerin Kramer. Man könne die völkische und rassistische Politik der AfD nicht bekämpfen, indem man selber europaweit eine unmenschliche Gesetzgebung gegen Menschen auf der Flucht installiere. „Man betreibt das Geschäft der AfD, wenn man Schutzsuchenden bei uns das Leben so schwer wie nur möglich macht. Man spielt ihr in die Karten, wenn Zugewanderten und selbst ihren Nachkommen immer wieder das Gefühl gegeben wird, nicht dazuzugehören. Eine solche Politik, die zwischen Alt-Eingesessenen und Neu-Hinzugekommenen unterscheidet und verschiedene Teile der Bevölkerung gegeneinander ausspielt, bedroht das Fundament unserer Gesellschaft. Eine solche Politik richtet sich gegen unsere gemeinsamen Grundwerte und wird der AfD nur nutzen“, sagte Kramer.
„Menschenrechte überzeugen, wenn wir sie leben und verteidigen. Gerade jetzt müssen wir für sie eintreten. Hier und heute. Es kommt auf uns alle an: bei Diskussionen in der Schule, im Kolleg*innenkreis, in der Familie oder im Gespräch mit Freund*innen, im Netz. Es darf uns eben nicht egal sein, wenn Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer religiösen oder sexuellen Orientierung ausgegrenzt werden, es darf uns nicht egal sein, wenn menschenverachtende Politik salonfähig wird. Es kommt auf uns alle an. Jetzt!“, betonte Kramer.
„Die Enthüllungen von Correctiv haben wieder einmal vor Augen geführt, welch menschenfeindliche und extremistische Ziele die AfD verfolgt. Das Geheimtreffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern in einer Villa bei Potsdam zeigt deutlich, dass sich rechtsextreme Netzwerke neu formieren“, so der Aufruf des Bündnisses im Vorfeld der Kundgebung.
In seinem Aufruf betonte das Bündnis weiter: „Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte sollen demnach aus Deutschland vertrieben und deportiert werden. Diese zunehmend extremistischen und menschenverachtenden Kräfte spalten, wo sie nur können, und sind die größte Gefahr für Frieden und unsere Demokratie. Die Enthüllung kommt zu einem Zeitpunkt, in der die AfD mit ihren rechtpopulistischen und -extremen Positionen auf immer höhere Umfragergebnisse kommt. Das politische Klima in Deutschland verroht immer mehr. Zuletzt sahen wir das, als von Rechten unterwanderte Protestierende Bundesminister Robert Habeck auf einer privaten Reise auf einer Fähre massiv bedrohten. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie die Gewaltphantasien gegen Politiker*innen in AfD-nahen Facebookgruppen ihren Weg ins reale Leben finden und demokratisches Miteinander gefährden. Es ist an der Zeit, als Gesellschaft aufzustehen. Wir zeigen uns solidarisch mit marginalisierten Gruppen und Opfern rechter Gewalt. Jetzt müssen wir ein starkes Signal aus der Mitte der Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus setzen. Gegen rechte Hetze und Spaltung!“
Das Bündnis aus vielen Gewerkschaften, Vereinen, Institutionen, Kirchen und Parteien wollte auf dem Schlossplatz in Oldenburg ein starkes Zeichen für Solidarität und unsere Demokratie setzen.
„Wir stehen ein für ein weltoffenes, buntes und menschenfreundliches Oldenburg. Gegen Rechtsextremismus und gegen eine Rückkehr in dunkelste Zeiten unserer Geschichte“, so das Bündnis.